Das Ausbildungsprojekt in Kambodscha besteht seit 2008; es ist aus der Arbeit meiner Freundin erwachsen, die lange als Sozialarbeiterin in Kambodscha tätig war und im Jahr 2007 schwer krank nach Deutschland zurückkehren musste. Seither engagiere ich mich dort und besuche das Ausbildungsprojekt, soweit möglich, einmal im Jahr. Es wird von einheimischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geleitet; wenn ich in der Folge „wir” schreibe, meine ich vor allem sie, will aber ausdrücken, dass ich ihre Arbeit in jeder Weise mittrage.

Ziel unseres Projektes ist es, Kindern und jungen Leuten aus bedürftigen Familien eine Ausbildung zu ermöglichen. Viele dieser Kinder beenden die Schule nach wenigen Jahren und ohne Abschluß, da die Schulgebühren nicht bezahlt werden können; zusätzlich sind sie häufig gezwungen, selbst Geld zu verdienen und ihre Familien zu unterstützen. Wir wollen ihnen helfen, einen Schulabschluss zu machen und /oder eine Ausbildung zu beenden.

Organisation: Das Projekt ist in der Hauptstadt Kambodschas, Phnom Penh, stationiert. Es arbeitet in Zusammenarbeit mit und unter dem Dach einer örtlichen Hilfsorganisation, die einer dortigen christlichen Gemeinde angeschlossen ist. Finanziell ist das Projekt jedoch auf sich gestellt und nicht mit der Gemeinde oder der Organisation verbunden.

Alle Schüler kommen aus ärmlichen finanziellen Verhältnissen, manche haben zudem einen schwierigen sozialen Hintergrund. Sie leben größtenteils bei ihren Eltern oder einem Elternteil, in manchen Fällen bei anderen Familienangehörigen (Onkel, Großmutter), und in zwei Fällen in im Projekthaus kostenlos zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten. Die Eltern dieser letztgenannten Schüler wohnen entfernt auf dem Land.

Guter Kontakt mit den Familien der Kinder ist wichtig, denn ohne die Zustimmung und Unterstützung der Familien ist keine effektive Hilfe möglich. Neue Schüler für das Projekt werden nur alle paar Jahre, dann aber in einer Gruppe von 8 bis10 Kindern aufgenommen. Sie sind wie eine Mini-Klasse, die zusammengehört, aber auch mit den älteren Schülergruppen eine gute Beziehung hat. Wir wollen die Schüler in jeder Weise unterstützen, ihre Schulausbildung fortzusetzen; das bedeutet den Besuch einer staatlichen oder privaten Schule, finanzielle und ideelle Unterstützung der Schüler sowie eine begrenzte Anzahl von zusätzlichen Unterrichtsstunden pro Woche (größtenteils Nachhilfe, aber auch z.B. Sport oder Musikunterricht). Finanzielle Unterstützung beinhaltet die Schulgebühren nebst zusätzlichen Kosten wie für Schulbücher, Schuluniform, Material, sowie einen Zuschuss zu den Lebenshaltungskosten der Schüler, um den finanziellen Druck auf ihre Familien zu reduzieren. Ideelle Unterstützung bedeutet v.a. Ermutigung und Zuwendung im Lernprozess sowie regelmässige Kontrolle ihres Fortschrittes. Schliesslich verbringen sie Zeit gemeinsam und mit den Projektmitarbeitern, haben einmal pro Woche eine gemeinsame Mahlzeit, Zeit für Spiele, etc.

Die Anzahl der Schüler im Projekt wechselt. Zwei Schülergruppen haben ihre Ausbildung abgeschlossen und stehen auf eigenen Füßen, halten aber noch Kontakt mit uns. Zwei weiter Gruppen, eine ältere und eine jüngere, werden zur Zeit im Projekt betreut; danach kann, je nach Bedarf der Schüler, eine Unterstützung in der Ausbildungszeit folgen.

Zu den Fotos:
Bild 1 (oben):
Ein „historisches“ Foto aus dem Jahr 2008. Diese Gruppe steht inzwischen auf eigenen Füßen, hält aber noch Kontakt zu uns. Drei von ihnen wirken heute selbst als Nachhilfelehrer im Ausbildungsprojekt mit.

Bild 2 (unten links):
Ein typisches Wohngebiet, aus dem unsere Schüler kommen. Es handelt sich hier nicht um einen Slum; der Unterschied besteht darin, dass dieses Wohngebiet legal errichtet worden ist.

Bild 3 (unten Mitte):
Ausgabe von Schulmaterial an die Kleinen – das Foto ist von 2008, die Situation sieht aber heute noch genau so aus. Unsere „Kleinen“ sind zwischen 10 und 13 Jahren alt. Die Kinder gehen, für uns etwas überraschend, recht gerne in die Schule.

Bild 4 (unten rechts):
Danee, eine frühere Schülerin im Projekt, gibt heute Musikunterricht bei uns. Die meisten Schulen haben keine Möglichkeit, Musikunterricht anzubieten, weil ihnen die Möglichkeiten fehlen.